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Lexikon der Autorenbegriffe - Teil 1

Von der 4-Akt-Struktur bis zu Wiederholungen

Du hast einen Autor/eine Autorin im Familien- oder Freundeskreis und verstehst oft nicht, wovon er spricht, wenn er über seine Schreibtätigkeit erzählt? Du bist vielleicht selbst Neuautor und möchtest bei erfahrenen Schriftstellern mitreden können?

 

 

Mein Lexikon der Autorenbegriffe sollte dir helfen, einen Überblick über zahlreiche Fremdwörter aus dem Autoren-Jargon zu bekommen. Im ersten Teil dreht sich alles um das Schreiben, vor allem um den Beginn des Schreibprozesses und den Aufbau von Geschichten.

 

Lexikon der Autorenbegriffe

4-Akt-Struktur

 

Hilfreich beim Plotten kann es sein, sich an der 4-Akt-Struktur zu orientieren. Dabei teilt man die Geschichte in folgende vier Akte ein:

1. Akt - dient als Einführung in die normale Welt, bevor es zum Umbruch kommt

2. Akt - etwas ist passiert, das den Protagonisten fordert und Veränderung mit sich bringt

3. Akt - nach einer gewaltigen Änderung etwa bei der Hälfte der Geschichte, sind die Dinge für den Protagonisten noch zugespitzter

4. Akt - einige Probleme wurden bereits gelöst, doch es gibt eine weitere Schwierigkeit, bis der Protagonist zu seinem verdienten (Happy) End gelangt

Eine genauere Erklärung und Übersicht findest du in diesem Blogartikel zur 4-Akt-Struktur.

 

 

Antagonist

 

Der Antagonist ist der Bösewicht einer Geschichte, der den Erfolg des Protagonisten verhindern will und gegensätzliche Ziele verfolgt. Auch er kämpft nicht alleine sondern hat häufig einen Handlanger an seiner Seite.

 

 

Cliffhanger

 

Wir kennen und hassen sie alle. Das fiese Ende eines Kapitels, genau dann, wenn es spannend wird. Cliffhanger hindern uns daran, das Buch aus der Hand zu legen und wir verbringen die halbe Nacht über den Seiten, weil wir um jeden Preis des Rätsels Lösung erfahren wollen. Cliffhanger sind auch bei Serien eine gern verwendete Strategie, um Spannung zu halten und den Zuseher am Ausschalten zu hindern.

 

 

Don't tell, show!

 

Weniger erklären, mehr Handlung zeigen! Was für den Infodump am Beginn einer Geschichte gilt, sollten Autoren während des ganzen Schreibens beherzigen. Besser als "Anton ist traurig, weil ihn seine Freundin verlassen hat" liest sich doch auch die bildhafte Beschreibung "Antons Blick verweilte noch länger an der Stelle, wo sie verschwunden war. Während sie aus der Bar und aus seinem Leben gegangen war, konnte er seine Füße einfach nicht vom Fleck bewegen".

 

 

Epilog

 

Das Gegenstück zum Prolog ist der Epilog. Er steht am Ende der Geschichte und ist häufig ein Kapitel, das das zukünftige Leben der Protagonisten zeigt und nicht unbedingt an das letzte Kapitel anschließt.

 

 

Erzählstimme

 

Die Erzählstimme beschreibt die Atmosphäre, die ein Autor durch seinen Schreibstil erzeugt. Krimiautoren wollen durch kurze Sätze Spannung aufbauen, während der Autor eines Liebesromans vielleicht lieber ausschweifende, verträumte Sätze nutzt, um die Gefühle seiner Protagonistin zu beschreiben. Die Erzählstimme ist immer individuell und kann zum Merkmal eines Schriftstellers werden.

 

 

Fallhöhe

 

Den Protagonisten aus Geschichten wird es selten leicht gemacht. Immer wieder tauchen neue Probleme auf und alte Geschichten aus der Vergangenheit werden wieder aufgerollt. Dabei steht immer etwas für den Protagonisten auf dem Spiel. Das kann Ehre, das eigene Leben oder das eines geliebten Menschen sein. Diese Risikofaktoren werden als Fallhöhe bezeichnet und sollten in jeder Szene zu finden sein.

 

 

Flashback

 

Eine Rückblende ermöglicht dem Leser einen Blick in die Vergangenheit einer Figur. Flashbacks sollten eher sparsam eingesetzt werden und nicht als Infodump für Hintergrundinformationen dienen. Außerdem müssen sie gut in die Geschichte eingewebt und wieder aufgelöst werden.

 

 

Hook

 

Beim Hook handelt es sich um einen "Haken", an dem mein seinen Leser heranziehen will. Man legt einen Köder aus, weckt Neugierde und Interesse daran, und führt den Leser schließlich auf eine falsche Fährte, die später enttarnt wird. Ein Autor muss geübt sein, damit solche Hinweise nicht willkürlich ausgespielt wirken und am Ende alles einen Sinn ergibt.

 

 

Infodump

 

Weniger beliebt bei Lesern ist der Infodump. Ungeübte Autoren bringen diesen vor allem im ersten Kapitel ein. Sie erklären dem Leser alles über die Figuren, den Handlungsort und die Hintergründe. Dabei vergessen sie, dass dieser Informationsschwall unglaublich langweilig ist und der Leser lieber mehr Handlung haben will. Die wichtigsten Infos lernt er ohnehin im Laufe der Geschichte kennen.

 

 

Kapitel

 

Romane sind meist in Kapitel eingeteilt, die Szenen nach Handlungsorten, Zeit oder Sinn zusammenfassen. Je nach Autor hat ein Buch längere oder kürzere Kapitel, manche Autoren verwenden auch gar keine.

 

 

Klischee

 

Klischee ist alles andere als Klasse. Das sind alte Gedankenmuster oder Formulierungen, die schon hunderte Male verwendet wurden und ihren Reiz verloren haben. In der Buchwelt existiert häufig das Klischee des grauen Mäuschens als Protagonistin, die auf den Sportstar und Badboy der Schule trifft, sich verliebt und am Ende seine Freundin wird.

Wenn du selbst schreibst, überlege dir, welche Klischees du verwendest und wie du diese origineller gestalten könntest. Im Blogartikel Vermeide diese Klischees in einem Fantasyroman findest du einige Hinweise für dieses Genre.

 

 

Konflikte

 

Eine Geschichte lebt von ihren Konflikten. Dabei wird zwischen äußeren Konflikten (Kampf, Wortwechsel) und inneren Konflikten (zwiespältige Gedanken und Motive des Protagonisten) unterschieden.

 

 

Perspektive

 

Aus welcher Perspektive eine Geschichte geschrieben ist, hat Folgen für ihre Wirkung. Die häufigsten Perspektiven in Romanen sind die Ich-Perspektive, die Perspektive der dritten Person und der auktoriale, allwissende Erzähler. Es gibt aber auch unbekanntere Erzählmöglichkeiten wie die Du-Perspektive oder den neutralen Erzähler.

 

 

Plotpoint

 

Gerade zwischen den Akten der 4-Akt-Methode gibt es sogenannte Plotpoints. Diese Wendepunkte beschreiben den Verlauf der Geschichte, der plötzlich eine andere Richtung nimmt. Plotpoints dienen oft dazu, dem Protagonisten mehr Herausforderungen zu bereiten und dadurch die Spannung zu erhöhen.

 

 

Plotten

 

Ein Roman will gut geplant sein, bevor man zu schreiben beginnt. Das Strukturieren der Idee, Entwerfen der Handlungsabfolge und Entwickeln der Figuren nennt man Plotten. Manche Autoren machen sich einen genauen Plan vor dem Schreiben, wo sie bereits jedes Kapitel und jede Szene aufgelistet haben. Andere Autoren (darunter falle auch ich) planen nur grob eine Struktur, die sie dann während des Schreibprozesses weiterentwickeln.

 

 

 

Prolog

 

Bestimmt bist du beim Lesen eines Buches schon einmal vor dem ersten Kapitel auf einen Prolog gestoßen. Dieses Kapitel hängt oft nicht linear mit der folgenden Geschichte zusammen. Es kann sich um einen Rückblick oder eine Zukunftsvision handeln, oder eine Textstelle aus einer ganz anderen Perspektive sein. Der Prolog macht den Leser neugierig auf das, was in den folgenden Seiten kommt und liefert häufig wichtige Hinweise.

 

 

Protagonist

 

Ganz oft gelesen hast du in den vorigen Erklärungen den Begriff des Protagonisten. Das ist die Hauptfigur der Geschichte. Dieser Held muss keine Superkräfte haben, sondern bewältigt Herausforderungen durch seine persönlichen Stärken. Unterstützt wird er oft von Freunden (Sidekicks), Personen mit Erfahrung (Mentoren) oder einem Nachrichtenüberbringer (Herold).

 

 

Schneeflockenmethode

 

Ein weiteres mögliches Werkzeug beim Plotten ist die Schneeflockenmethode nach Randy Ingermanson. In 10 Schritten wird hier der Roman entwickelt, wobei die ersten einen Überblick zur Geschichte und dem Schreibstil schaffen sollen und die letzten dann die detaillierte Szenenfolge und -überarbeitung mit sich bringen.

 

 

Setting

 

Das Umfeld, in dem sich die Personen einer Geschichte bewegen, wird als Setting bezeichnet. Dieses umfasst den Handlungsort und -zeit mit allen Einzelheiten. Als Autor sollte man genau Vorstellungen vom Setting des eigenen Romans haben, auch wenn nicht alle Details direkt in der Geschichte aufscheinen werden. Deshalb ist Recherche von großer Bedeutung.

 

 

 

Wiederholungen

 

Gekonnt eingesetzt verleihen sie einem Text Stärke. Jedoch muss man sie bewusst wählen und sollte nicht übertrieben oft zu Wiederholungen greifen, da dem Leser schnell langweilig wird und er sich bevormundet fühlt. Ein paar Tipps findest du im Artikel Wortwiederholungen und was sie bewirken.

 

 

Ich hoffe, ich konnte dir durch dieses kleine "Lexikon der Autorenbegriffe" einen Überblick über die Fachsprache aus dem Autorenalltag geben. In einem zweiten Teil wird sich viel um Begriffe rund um die Veröffentlichung drehen.

Falls es Wörter aus der Buchbranche gibt, zu denen du dir eine Erklärung wünschst, schreib sie gerne in die Kommentare.

 

Ich wünsche dir einen schönen buchigen Nachmittag,

Nicole Hettegger

 

 

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