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Grau und Kalt

Grau und Kalt

Seine Augen spiegeln sich in der Fensterscheibe. Es ist grau an diesem Tag. Er ist versucht, seine Krawatte noch enger zu ziehen.

Tief durchatmen. Schultern straffen. Und losgehen.

Sein Gang wirkt versteinert, obwohl er alle Kraft daransetzt, selbstsicher und echt zu wirken. Ob es wohl jemand merken wird? Er betritt den Raum. Dutzende Menschen sind darin.

Keiner achtet auf ihn.

Keiner bemerkt ihn oder weiß, wer er ist.

Er bleibt verborgen in der Welt der Anzugträger. Er mischt sich unter sie und beobachtet. Ganz genau studiert er deren Körperhaltung, analysiert ihre Bewegungen und hofft auf ein Wiedersehen. Doch er wird enttäuscht. In dem Raum voller Menschen bleibt er alleine.

Keiner achtet auf ihn.

Keiner kennt ihn.

Keiner kann ihm helfen.

Er erreicht die Rückwand des Raumes und dreht sich zu den Menschen um. Sein Kopf ist voller Gedanken. Sein linker Finger trommelt auf den Oberschenkel. Starr steht er ein wenig abseits. Langsam verdichten sich seine Gedanken. Der Finger trommelt schneller und sein Blick wandert funkenartig durch den Raum.

Warum beachtet ihn keiner?

Warum kennt ihn keiner?

Warum hilft ihm keiner?

Mit seinem Finger zittert nun auch seine ganze Hand.

Er will nicht mehr. Er kann nicht mehr. Er wird sich nicht verzeihen.

Die Menge scheint lauter zu werden. Anklagend. Er sieht ihre Gesichter. Sieht in ihnen andere Gesichter. Schon sein ganzer Arm zittert, als er in seine graue Anzugstasche greift und nach dem Messer sucht

 

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