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Was ist Weihnachten

Was ist Weihnachten?

In dieser Weihnachtsgeschichte will der kleine Jonas herausfinden, was Weihnachten eigentlich ist. Doch kaum jemand kann ihm weiterhelfen, bis...

Ich wünsche euch allen ein schönes Weihnachtsfest und hoffe, dass euch diese Geschichte womöglich die Feiertage ein wenig versüßen wird.


Jonas stand unschlüssig im Vorraum der kleinen Wohnung. Seine Mutter schwirrte durch Küche und Wohnzimmer, befestigte überall Weihnachtssterne an den Wänden und jagte mit dem Staubwedel jedem Krümel hinterher. Das Lebkuchenherz, das Jonas in der Hand hielt, hatte sie gar nicht bemerkt.

Enttäuscht stampfte Jonas auf. Was ist nur Weihnachten, dass seine Mutter ihn zu vergessen schien? Entschlossen zog er sich Winterstiefel und Mantel an.

Er würde dem auf den Grund gehen, meinte er und fasste nach oben zur Klinke der Wohnungstür.

Auf der Straße brauste ein eisiger Wind und Jonas zog sich den Kragen seines Mantels tiefer ins Gesicht. Er beobachtete die Leute, die an ihm vorbei huschten und schlug den Weg ins Stadtzentrum ein. Nach wenigen Metern, kam ihm eine ältere Dame mit ihrem Hund entgegen. Der Dackel steckte in einem roten Weihnachtskostüm und sah aus wie ein ausgestopfter Socken auf vier Beinen.

„Entschuldigen Sie“, wandte sich Jonas an die Frau, die sofort stehen blieb „können Sie mir sagen, was Weihnachten ist?“

Ein Lächeln breitete sich über ihre rot geschminkten Lippen aus.

„Das ist doch ganz einfach, kleiner Junge. Weihnachten ist die Zeit des Strahlens, des Glitzerns und des Schönen.“ Jonas bedankte sich bei der Frau und setzte seinen Weg fort. Ganz überzeugt hatten ihn ihre Worte nicht.

Er kam am Kaufhaus vorbei und zwischen den Menschenmassen leuchtete rot und weiß die Gestalt des Weihnachtsmannes hervor. Wenn es einer wissen muss, dann der, war sich Jonas sicher. Die Hände schützend vors Gesicht gehalten, drängelt er sich nach vorne.

„Hohoho, fröhliche Weihnachten!“, wurde er vom Weihnachtsmann begrüßt. Der weiße Bart wippte bei jedem Wort. Jonas war fasziniert.

„Können Sie mir sagen, was Weihnachten eigentlich ist?“

Der Weihnachtsmann kratzte sich am Rauschebart, der ein Stück verrutschte. „Weihnachten ist das Fest des Gebens! Hier im Kaufhaus findet man alle passenden Geschenke für Jung und Alt.“ Als die letzten seiner Worte verklungen, wurde Jonas schon wieder weggeschoben.

Er taumelte auf den Gehsteig und fiel einem Mann in die Arme, der trotz leichten Bartschattens viel jünger als der Weihnachtsmann aussah.

„Hallo“, versuchte es Jonas noch einmal „darf ich Sie fragen, was Weihnachten ist?“

Der Mann lachte.

„Weihnachten ist die Zeit der warmen Herzen“, antwortete er ohne zu zögern. Jonas dachte darüber nach, als eine ziemlich junge Frau in hohen Schuhen herantrat und dem Mann eine ihrer beiden Tassen reichte. Ein süßer Geruch und heißer Dampf stiegen daraus hervor. Als Dankeschön drückte der Mann ihr einen dicken Schmatz auf die geschminkte Wange.

War das die Wärme, die der Mann gemeint hat?

Jonas war enttäuscht. Niemand konnte ihm wirklich erzählen, was Weihnachten war. Mit herabbaumelden Händen lief er die Straße zurück nach Hause.

„Guten Tag“, erklang eine Stimme rechts von ihm. Er wirbelte herum. „Was machst du hier ganz alleine?“, fragte ihn ein Mädchen mit leuchtenden braunen Augen. Sie saß auf einer Bank und trug über den dunklen Locken eine gelbe Mütze. Erst jetzt merkte Jonas, wie kalt seine Ohren geworden sind.

„Ich bin auf der Suche nach einer Antwort“, begann Jonas zögerlich. Das Mädchen sah ihn interessiert an. „Ich möchte herausfinden, was Weihnachten eigentlich ist.“ Die Kleine war aufgesprungen und stand nun dicht vor Jonas.

„Meine Familie feiert kein Weihnachten“, erzählte sie. „Aber ich glaube, dass es ein ganz schönes Fest ist. So wie die Menschen lachen, sich gegenseitig Gutes tun und miteinander Zeit verbringen. An Weihnachten zeigen sie sich, wie gern sie einander haben. Es muss ein Fest der Fröhlichkeit sein, ein Fest der Liebe.“ Jonas starrte das Mädchen aus großen Augen an. Obwohl sie Weihnachten gar nicht kannte, klangen ihre Worte so aufrichtig und so wahr.
„Wenn du kein Weihnachten feierst, magst du trotzdem Lebkuchen?“, fragte er und das Mädchen nickte. Jonas streckte seine rechte Hand aus, in der er noch immer das Lebkuchenherz hielt. Das Mädchen griff erfreut danach, brach es in zwei Hälften und reichte eine davon Jonas. „Weil Glück geteilt doppelt so gut schmeckt“, flüsterte sie und biss herzhaft in das kleine Stück Weihnachtszauber in ihrer Hand.

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