
Teil 1 (29.11.2021)
„Lass die Pfoten davon weg!“ Rocky sprang einen Satz nach hinten. Seine dunklen Hundeaugen sahen mich entsetzt an. Ich musste lachen. „Du kannst keine Maroni-Schalen essen! Davon würdest du Bauchweh bekommen.“
Als ob er meine Worte verstanden hätte, wedelte er glücklich mit seinem Schwanz. Das Rentiergeweih auf seinem Kopf hüpfte. Er liebte seine weihnachtliche Verkleidung und wo hätte er damit besser hingepasst, als auf den Weihnachtsmarkt.
„Komm, lass uns Sarah finden!“
Wir schlenderten durch die von kleinen Hütten gesäumten Gassen. Die Läden der meisten waren noch zugezogen und die Stehtische vor vielen leer. Heute Abend würde das anders aussehen. Da würden die Lichterketten angeworfen werden und sich dutzende Menschen darunter versammeln.
„Da bist du ja endlich!“
Rocky drehte sich zur Stimme um und ich ebenfalls. Sarah! Ihre in Falten gelegte Stirn und das wirre Haar unter der Wollmütze ließen mich allerdings stutzen.
„Was ist denn…?“
„Es ist einfach schrecklich!“, unterbrach sie mich. „Der ganze Auftritt heute wird ins Wasser fallen!“
„Welcher Auftritt?“, fragte ich.
„Na, der mit dem Weihnachtsmann!“ Sarah legte verzweifelt ihre in rosa Handschuhe gepackten Hände an die Schläfen. „Die Kinder werden so enttäuscht sein.“
„Ja, aber wieso?“ Ich verstand nicht, worauf Sarah hinauswollte.
„Na, wir haben dieses Jahr keinen Weihnachtsmann!“
„Aber da vorne ist doch einer“, sagte ich und deutete ein paar Hütten weiter. Dort stand ein in einen roten Mantel gehüllter Mann. Sarah erblickte ihn ebenfalls und ihre Stirn legte sich in fast noch tiefere Falten.
„Das ist er nicht“, murmelte sie.
„Und ob er das ist! Sieh dir doch seine Kleidung an mit der roten Mütze!“ Ich wollte soeben noch seinen Bart erwähnen, als er sich umdrehte. Der Bart war nicht echt, das sah man sofort. Der Kontrast zum faltenfreien Gesicht und den blauen Augen war einfach viel zu groß. Und es waren diese blauen Augen, die mich nun direkt ansahen. Verlegen blickte ich weg.
„…weil er nicht kommen kann und seine Rentiere bleiben deshalb auch am Hof.“ Nur die letzten von Sarahs Worte drangen in mein Bewusstsein. Schnell nickte ich und legte mitfühlend meine Hand auf ihre Schulter. Mein Blick ging aber dorthin, wo der Weihnachtsmann stand. Oder gestanden ist.
„Kann ich den beiden Damen behilflich sein, um ihnen vor Weihnachten noch ein Lächeln auf die Lippen zaubern zu können?“
Ich zuckte mit meiner Hand zurück. Wie aus dem Nichts stand der junge Weihnachtsmann plötzlich neben uns. Er musterte uns und strich sich mit einer Hand über den falschen Bart.
„Wenn du nicht Herr Wintlieb bist, dann nicht“, antwortete Sarah und konnte ein Schluchzen zum Schluss nicht unterdrücken.
„Dann habt ihr ja Glück!“, antwortete er. Sarah und ich blickten ihn fragend an. „Ich bin Herr Wintlieb, Jonas Wintlieb. Ich vertrete meinen Großvater heute als Weihnachtsmann.“
Jetzt erst bemerkte ich, dass ihm der rote Mantel etwas zu kurz war und dafür vor dem Bauch enger zusammengeschnürt war. Es war dasselbe Kostüm, nur mit einem jüngeren Mann darin. Einem, der mich immer noch zu aufmerksam ansah.
„Dann haben wir aber noch immer keine Rentiere!“, maulte Sarah.
„Doch, die haben wir. Und zwar dort vorne!“, sagte Jonas und tatsächlich waren am anderen Ende der Gasse zwei Rentiere zu sehen. Ich hatte sie zuvor nicht bemerkt, Rocky anscheinend auch nicht. Ich spürte nur ein kurzes Ziehen an der Leine, dann war sie mir bereits durch den Handschuh gerutscht.
„Rocky!“, rief ich ihm nach, als er zwischen den Hütten verschwand.
Teil 2 (06.12.2021)
„Komm, wir müssen ihm sofort hinterher!“, rief Jonas und griff nach meiner Hand, in der eben noch die Leine von Rocky gelegen hatte. Ich stolperte die ersten Schritte, doch der Junge im Weihnachtsmannkostüm hielt mich fest. Wir erreichten die Hütte am Ende der Gasse, hinter der Rocky verschwunden war. Von seinen Hundeohren und dem aufgesetzten Rentier-Geweih war nichts zu sehen. Enttäuscht machte ich meine Hand frei und verschränkte die Arme an der Brust. Wo war er nur hin?
„Mia!“, hörte ich Sarah schnauben. Kurz später stoppten ihre Schritte hinter mir. „Ich muss zurück zum Büro und den Rest für heute Abend klären. Ruf mich an, wenn ihr Rocky gefunden habt!“
Ich wollte ihr noch etwas sagen, doch sie drehte sich bereits um und lief zurück zum Hauptplatz.
„Was mache ich jetzt?“ Meine Worte formten sich zu weißen Wolken vor meinem Mund. Rocky war sicher auch kalt. Wenn ich ihn nicht bald finden würde, dann…
„Wir“, unterbrach Jonas meine Gedanken. Ich hatte in den wenigen Sekunden ganz vergessen, dass er auch noch hier war. Fragend blickte ich ihn an. „Na, wir beide machen jetzt etwas. Und zwar werden wir Rocky finden!“
„Und wie stellst du dir das vor?“
„Er ist sicher nicht ohne Ziel losgerannt“, meinte Jonas und kratzte seinen falschen weißen Bart. „Vielleicht hat er irgendetwas gerochen…“
„Ich wüsste nicht, was das sein könnte.“
„Aber ich!“ Jonas deutete die kleine Straße weiter, wo Rocky entlanggelaufen sein konnte. „Hier ist der Weihnachtsmarkt zwar zu Ende, aber weiter vorne ist noch eine Straße mit Hütten, wo Punsch und Essen verkauft werden. Lass uns dort nachsehen!“
Jonas griff wieder nach meiner Hand und zog mich davon. Ich hielt mich, so gut ich mit meinem Handschuh konnte, an ihm fest. Anders hätte mir der Halt gefehlt und ich wäre am liebstem am Straßenrand zusammengesunken in Sorge um Rocky. Ein Gedanke ließ mich aber trotzdem nicht los, als wir die Straße entlangjoggten.
„Musst du dich nicht bald für deine Rolle als Weihnachtsmann vorbereiten? Wenn du zu spät auftauchst, bekommt Sarah eine weitere Krise“, schnaufte ich während des Laufens.
Jonas zuckte locker mit den Schultern. „Der Auftritt beginnt erst in ein paar Stunden und außer dem Kostüm ist nicht viel zu tun. Mein Großvater genoss auch die Stunden vorher immer am Weihnachtsmarkt.“
„Warum bist du heute statt ihm hier?“, fragte ich. Jonas antwortete nicht sofort. Erst als wir fast das Ende der Gasse erreicht hatte, drehte er sich zu mir um. Sein Bart war etwas verrutscht und die in Falten gelegte Stirn ließ ihn älter erscheinen.
„Er ist seit einem Monat ziemlich krank“, antwortete Jonas. „Ich helfe ihm seitdem am Hof und konnte ihm auch nicht den Wunsch abschlagen, ihn als Weihnachtsmann zu vertreten.“
Ich wollte Jonas gerade sagen, wie leid mir das mit seinem Großvater tat, da hörte ich plötzlich ein klirrendes Geräusch. Wir fuhren beide herum. Ich stellte mir bereits vor, wie Rocky hinter den abgestellten Mülltonnen hervorspringen würde. Stattdessen hörten wir einen lautstarken Rülpser.
„Was zum…?“, meine Frage blieb mir im Hals stecken, als plötzlich eine Gestalt hervortorkelte. Eine Gestalt, die aus den Schatten getreten immer mehr Ähnlichkeiten mit Herrn Loidl hatte, dem Verwalter des Weihnachtsmarktes. Ich kannte ihn nur flüchtig und auch nur als umhereilenden Typ im Anzug. Jetzt hielt er eine Flasche Bier in der Hand und eilte nicht, sondern stolperte auf uns zu.
„Du elender Bursche!“, lallte er. Ich wich erschrocken einen Schritt zurück. Da fiel plötzlich die Bierflasche zu Boden und zersprang klirrend. Herr Loidl hatte beide Hände frei. Er reckte sie bedrohlich in die Höhe. Jonas stellte sich mit einem schnellen Schritt vor mich.
„Du Mistkerl! Kreuzt hier einfach so auf und beanspruchst den Markt für dich! Wie dein Großvater! Den ganzen Markt… meinen Weihnachtsmarkt!“ Das Torkeln wich einem Stürmen. Mit erhobenen Fäusten lief er auf Jonas und mich zu.
Teil 3 (13.12.2021)
„Sofort loslassen!“, dröhnte eine Stimme hinter mir. Ich stand immer noch bewegungslos da und sah mit an, wie Herr Loidl Jonas gepackt hatte. Seine Finger öffneten sich aber prompt, als er die Stimme hörte. Als sein Griff nicht mehr fest genug war, stieß Jonas ihn von sich weg. Herr Loidl taumelte ein paar Schritte zurück.
„Was soll das Harald?“, fragte die tiefe Stimme hinter mir und nun erkannte ich auch, zu wem sie gehörte. Der Verkäufer des Flammkuchen-Standes war zu uns geeilt. Er fing mit seinen breiten Armen den noch immer torkelnden Herrn Loidl auf.
„Mistkerl“, schimpfte Jonas leise, nachdem er sich wieder an meine Seite gestellt hatte. Ich war froh, ihn neben mir zu haben. Herr Loidl wirkte immer noch so, als könnte er jederzeit wieder auf uns losgehen. Diese Ausstrahlung änderte sich aber, je mehr der Flammkuchen-Mann auf ihn einredete. Ich konnte seine brummigen Worte kaum verstehen, aber Herrn Loidl schienen sie zu treffen. Seine angespannten Schultern sackten nach unten und in den zusammengekniffenen Augen begann es zu glänzen.
„Komm, lass uns gehen.“ Jonas schob mich an der Schulter sachte ein Stück nach vorne. „Ich glaube, Michael hat alles unter Kontrolle.“
Michael musste der Name des Flammkuchen-Verkäufers sein. Er schien wirklich die Aggression aus Herrn Loidl genommen zu haben. Als wir an den beiden vorbeigingen, schnappte ich ein paar seiner gebrummten Worte auf. Dass es traurig wäre, Weihnachten ohne Familie feiern zu müssen. Dass er aber nicht alleine wäre, wegen all den Menschen am Weihnachtsmarkt.
Stand Herrn Loidl wirklich ein einsames Weihnachtsfest bevor? Das erklärte natürlich, warum seine Gefühle durcheinander waren. Es entschuldigte aber nicht, dass er auf Jonas losgegangen war. Gut, dass Michael uns geholfen hatte. Und wer weiß, was er noch für Herrn Loidl tun würde. Vielleicht würden er und die anderen Verkäufer ihm am Heiligen Abend ein wenig Gesellschaft leisten können. Ich allerdings wollte Weihnachten auch in bester Gesellschaft verbringen. Nur war meine Begleitung mit ihren vier Pfoten davongelaufen. Irgendwohin, zwischen all den weihnachtlichen Hütten, die nun von frischen Schneeflocken bedeckt wurden.
Aber da! Dort vorne blitzte etwas hinter einer Häuserecke hervor.
„Ist das…?“, fragte Jonas, der es auch entdeckt hatte.
„Ja!“, rief ich. Und währenddessen war ich schon losgerannt. Meine Winterschuhe donnerten auf den Pflasterboden. Es dauerte keine zehn Sekunden, da hatte ich die Hausecke erreicht. Ernüchtert sackte ich auf meine Knie. Ich hatte richtig gesehen. Es war Rockys Rentiergeweih, das hinter der Mauer hervorgeblitzt hatte. Nur war Rocky nicht hier.
„Es tut mir leid.“ Jonas hockte sich neben mir auf den Boden. Er griff nach dem Rentiergeweih und drehte es in seinen Händen. „Ich wünschte, wir hätten ihn bereits jetzt gefunden. Aber das heißt nicht, dass wir ihn nicht noch finden werden.“
Eine Träne rollte über meine Wange. Ich wischte sie nicht weg. Die Kälte auf meiner Wange glich der in meinem Herzen. „Was, wenn wir ihn nicht wiederfinden?“
„Das werden wir! Es gibt keine andere Option, als Rocky zu dir zurückzuholen.“ Jonas beugte sich so weit nach vorne, dass ich seinem Blick nicht mehr ausweichen konnte. Ich sah seine Augen hoffnungsvoll glänzen und ein kleiner Funke davon sprang auch auf mich über.
„Wieso hilfst du mir eigentlich?“, fragte ich ihn.
„Weil ich weiß, was es heißt, Tiere zu lieben“, antwortete Jonas und ich erkannte den Umriss von viel mehr, das hinter seinen Worten steckte. „Und, weil du besonders bist und ich dich nicht alleine durch den Weihnachtsmarkt irren lassen könnte.“
„Wie meinst du das?“
„Du hast eine Ausstrahlung, die verzaubert, Mia. Ich will dir helfen, Rocky wiederzufinden. Ich will, dass du wieder lächelst, wenn du ihn in deine Arme schließen kannst.“
Ein zartes Lächeln legte sich Worten bereits jetzt auf meine Lippen. Manche Worte konnten Herzen berühren. Die von Jonas hatten nicht nur mein Herz, sondern auch meinen Willen gepackt. Ich stand auf und blickte zum Ende der Gasse, wo sie in die Straße mit den Weihnachtsmarktständen mündete.
„Wir werden Rocky finden.“ Diesmal war ich es, deren Stimme zuversichtlich klang.
Ich spürte die Träne auf meiner Wange, wie sie sich löste und von meinem Kinn tropfte. Sanft landete sie auf einer dünnen Schicht Schnee. Wenn sie kein Salz enthalten würde, wäre die Träne womöglich zu einem Eiskristall geworden.
Teil 4 (20.12.2021)
Wir werden Rocky finden. Das hatte Jonas gesagt und ich wiederholte in Gedanken seine Worte, damit sie die dunklen Schatten meiner Fantasie verscheuchten. Ich klammerte mich fest an seine Worte, während wir die letzte Straße des Weihnachtsmarktes absuchten. Mit der Dämmerung versammelten sich auch mehr Menschen um die Stände und der Geräuschpegel stieg. Zwischen Stimmengewirr und anstoßenden Glühweintassen hörte ich aber etwas anderes. Ein Bellen.
Ich blieb stehen. Jonas ebenfalls. Meine Augen suchten zwischen den Stehtischen und den Klapptafeln alles ab, während Jonas zielsicher in seine Jackentasche griff.
„Hast du das nicht gehört?“, fragte ich ihn.
Jonas antwortete nicht, sondern zog sein Handy hervor. Das Bellen war erneut zu hören und gleichzeitig erhellte sich sein Bildschirm. Es war sein Klingelton, den ich gehört habe.
„Mein Großvater hat mir eine Nachricht gesendet“, antwortete Jonas endlich. Erst jetzt bemerkte ich die Sorgenfalten, die sich auf seiner Stirn gebildet hatten. Mit jeder Zeile, die er über das Display flog, verschwanden sie mehr und mehr und am Schluss lachte er auf.
„Was hat er denn geschrieben?“ Neugierig blickte ich auf den Bildschirm.
„Mein Großvater meint, dass er stolz auf mich sei und ich den heutigen Abend genießen soll. Ich sollte mein Herz für die Magie der Weihnacht öffnen und für die Wunder, die sie vollbringen kann.“
„Ein solches Wunder könnten wir wirklich gebrauchen.“ Ich dachte an Rocky.
„Lass uns abwarten“, warf Jonas ein. „Mein Großvater hat häufig Recht behalten.“
Ich nickte und wir gingen weiter unseren Weg bis zum Hauptplatz. Das Wunder sollte allerdings nicht allzu lange auf sich warten lassen. Ein Blick auf die Handyuhr hat mir verraten, dass Jonas Auftritt bereits in einer halben Stunde beginnen würde.
Nachdem wir auch die letzten Ecken des Weihnachtsmarktes abgesucht hatten, mussten wir schließlich zurück zum Stall, wo die Rentiere untergebracht waren. Einige Kinder hatten sich vorm Zaun versammelt und betrachteten mit leuchtenden Augen die zwei Heu fressenden Tiere. Ihre Augen wurden noch größer, als sie Jonas in seinem Weihnachtsmannmantel entdeckten.
„Mama, gehört der Hund auch dem Weihnachtsmann?“, hörte ich eines der Kinder fragen. Ich wirbelte herum. Dort, neben der Heukrippe, war ein brauner Fleck zwischen den Beinen eines Rentiers zu sehen.
„Rocky!“, rief ich und der braune Fleck hob seinen Kopf. Zwei Augen blickten mich an und Rocky sprang auf. Er rannte auf mich zu.
„Wo hast du nur die ganze Zeit gesteckt?“ Ich schloss meine Arme um ihn. Rocky entwand sich meinem Griff und sprang freudig vor mir hin und her. Ich konnte nicht glauben, dass er sich zu den Rentieren gelegt und dort auf mich gewartet hatte. Wusste Rocky, dass ich mit Jonas an meiner Seite zu den Rentieren des Weihnachtsmannes zurückkehren musste?
„Er freut sich richtig, dich zu sehen.“ Jonas hockte sich neben mich. „Aber es scheint auch, dass er die Zeit bei den Rentieren sehr genossen hat.“
Als ich erneut die Hand nach Rocky ausstreckte, beruhigte er sich und legte sich vor uns auf den Boden. Jonas zog das Rentiergeweih aus seiner Jackentasche. Vorsichtig schob er es über die Hundeohren.
„So, jetzt passt Rocky perfekt dazu“, schmunzelte er. „Wenn es ihm hier so gut gefällt, kann er den beiden Rentieren aber gerne noch ein wenig Gesellschaft leisten.“
„Ich würde auch hierbleiben müssen“, erwiderte ich. Noch einmal würde ich Rocky nicht aus den Augen lassen.
„Das fände ich eine sehr gute Idee!“ Jonas zwinkerte, als ob er damit mehr meinen würde, als nur meinen Willen, auf Rocky Acht zu geben. „Wenn Rocky sich auch nach meinem Auftritt nicht von den Rentieren trennen möchte, würdest auch du noch bleiben wollen? Oder vielleicht nächstes Wochenende wieder auf den Weihnachtsmarkt kommen wollen?“ Seine Stimme war ein wenig zittrig und er musste sich räuspern.
„Ich denke, dass mir das sehr gefallen würde“, antwortete ich und löste damit ein Prickeln in meinem Bauch und ein Leuchten in Jonas Augen aus.
„Ich würde mich freuen, dich nachher noch einmal zu sehen.“
„Ich mich auch.“
Jonas strich mit seiner Hand über Rockys Fell und erhob sich. „Na gut, dann…“ Unschlüssig blieb er stehen. Die Uhr am Rathausturm schob sich immer weiter an die volle Stunde heran.
„Hab einen schönen Auftritt!“, wünschte ich ihm. „Und lass ihn noch ein Wunder wirklich machen.“
Jonas lachte. „Ich denke, dass ich heute bereits mehr als ein Wunder erleben durfte.“
Ich blickte zu Rocky und dann zu Jonas, der in seinem roten Mantel zu den Rentieren schritt. Das warme Gefühl im Bauch sagte mir, dass ich ebenfalls mehr als ein Wunder erlebt hatte. Und wer weiß, was aus einem Wunder noch werden konnte.
Sternschnuppen starteten immerhin auch als kleine Körner im All, die erst im Flug ihr Licht entfalteten und in der Weihnachtsnacht sogar die ganze Welt erhellen konnten.
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